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Wetter (Ruhr) – eine Stadt mit alter Tradition

Die Stadt

Lage

Verkehrsgünstig zwischen den Städten Witten, Dortmund und Hagen im Grünen gelegen.
Wälder, Felder, die Ruhr, altes Fachwerk Burgruinen und der Harkortsee sorgen für malerisches Kleinstadtflair. 

Das heutige Wetter (Ruhr)

Die Stadt Wetter (Ruhr) entstand durch den Zusammenschluss der früher selbständigen Gemeinden Esborn, Volmarstein und Wengern, die zum Amtsbezirk Volmarstein gehörten, und der alten Stadt Wetter am 1. Januar 1970. Zum Stadtgebiet hinzu kamen auch noch Teile der ehemaligen Gemeinden Berge und Silschede.

Getrennt werden die heutigen Stadtteile durch die Ruhr, die die reizvolle Hügellandschaft hier prägt. Seit 1931 wird die Ruhr hier zum Harkortsee aufgestaut, einem von 6 Ruhr-Stauseen.

Wetter (Ruhr)
Foto: Björn Bosselmann

Ausführliche Geschichte

Zu den urkundlich am frühsten genannten Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Wetter gehören die Stadtteile Wengern und Volmarstein, die schon im 11. Jahrhundert Erwähnung finden.

22 Höfe des Dorfes Wengern, von denen heute noch einige durch Familien- oder Flurnamen bekannt sind, verzeichnet die erste allgemeine Besteuerungsliste der Grafschaft Mark, das Schatzbuch von 1486.

Das Dorf Wengern selbst ist wesentlich älter, schon um 1080 wird die Kirche in Wengern vom Kölner Erzbischof Segevinus zur Pfarrkirche erhoben, aber Legenden sagen, dass bereits 836 die Gebeine des hl. Liborius bei Wengern über die Ruhr gebracht und für eine Nacht dort in der Kirche aufbewahrt worden seien.
Insgesamt blieb Wengern mit seinen umliegenden ehemaligen Bauernschaften Albringhausen, Esborn und Voßhöfen eine ehr ländlich orientierte Gemeinde, die erst im 20. Jahrhundert mit der Industrialisierung konfrontiert wurde.

Eine Wiege des Bergbaues an der Ruhr liegt in der ehemaligen Freigrafschaft Volmarstein, in der seit der Mitte des 16. Jahrhunderts Steinkohle abgebaut wurde. Die Überreste des frühen Steinkohlenbergbaues an der mittleren Ruhr sind im Gebiet zwischen Volmarstein und Wengern noch an den Mundlöchern, Lochsteinen und Erbstollen, die zur Entwässerung der Gruben dienten und auch heute noch dienen, als Bau- und Bodendenkmäler erhalten. Das Schlebuscher Revier ist heute ein bevorzugtes Naherholungs- und Wandergebiet.

Im Gegensatz zur ländlich orientierten Gemeinde Wengern war Volmarstein schon früh ein Vorposten kurkölnischer Macht in Westfalen.
Nicht weit entfernt von der namensgebenden Mündung der Volme in die Ruhr errichtete Erzbischof Friedrich I. von Köln um das Jahr 1100 die Burg Volmarstein, die einem aus der Soester Gegend stammenden Geschlecht, den späteren Herren von Volmarstein, übertragen wurde. Mit der Burg sicherte sich der Erzbischof von Köln den Zugang nach Westfalen.

Um die kurkölnische Burg Volmarstein entstand zunächst eine bäuerliche Siedlung, die schon ab 1307 mit dem Begriff „Stadt“ gekennzeichnet wurde. Urkundlich können Bürgermeister in Volmarstein ab 1563 belegt werden.

Die Grafen von der Mark, denen die um 1274 errichtete Burg Wetter auf der anderen Flussseite gehörte, eroberten 1324 der Volmarsteiner Festung und zerstörten sie, die Überreste der Burg befinden sich aber auch heute noch im Besitz der Nachfahren der Herren von der Recke.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Volmarstein die heute weltweit bekannte Schlossindustrie, zu jener Zeit jedoch noch als rein handwerklich aufgebaute Produktion. Die Herstellung der Schlösser in Heimarbeit und die überkommenen handwerklichen Strukturen Volmarsteins stießen mit dem Aufkommen maschineller Fertigungsmethoden auf Widerstand, später als in den Konkurrenzbetrieben wurde dann aber auch in Volmarstein Maschinenkraft bei der Schlossproduktion eingesetzt. Die Tradition der heute noch bestehenden Schlossfabriken reicht teilweise über 100 Jahre zurück.

Neben der Schlossherstellung war das Fuhrgeschäft eine Haupteinnahmequelle der Bewohner von Volmarstein und Grundschöttel an einer für die regionale Wirtschaft entscheidenden Stelle, einem Übergang zwischen der Roheisen herstellenden „Ennepestraße“, den Kohlenzechen des bergisch-märkischen Hügellandes und den eisenverarbeitenden Betrieben des Ruhrtals. Neben Pferden wurden auf den steil ansteigenden Pfaden, besonders auf der alten Kohlenstraße durch Grundschöttel, der Esel als Transporttier eingesetzt, daher der Begriff „Volmarsteiner Esel“.

Seinen hohen Bekanntheitsgrad verdankt der Stadtteil Volmarstein neben den spezialisierten eisenverarbeitenden Betrieben vor allem der Evangelischen Stiftung Volmarstein, die Pastor Franz Arndt 1904 zur Betreuung und Berufsausbildung für Körperbehinderte gründete. Diese haben sich zu einem führenden Zentrum in medizinischer und sozialer Hinsicht im Umgang mit Behinderten entwickelt und sind heute der größte Arbeitgeber der Stadt.

Die alte Stadt Wetter liegt umschlossen von einem Ruhrbogen an der Südseite des „Alten Stammes“, einem Ausläufer des Ardeygebirges. Im Mittelalter bestand der Ort aus zwei Siedlungskernen, dem Dorf im Ruhrtal und der Freiheit Wetter auf einer 40 m über der Ruhr gelegenen Anhöhe. Die älteste Siedlung wird im Dorf Wetter vermutet. Hier sollen die Ritter Bruno und Friedrich gelebt haben, in deren Beinamen 1214 erstmals die Ortsbezeichnung Wetter erschien.

Um 1274 wurde von den Grafen von der Mark die Burg Wetter wohl hauptsächlich als märkischer Vorposten gegen das kurkölnische Volmarstein errichtet.
1355 die erhielten die Burg und das Dorf Wetter, die eine Verwaltungseinheit bildeten, das Freiheitsprivileg.

Das bedeutete hauptsächlich eine kommunale Selbstverwaltung, eine begrenzte örtliche Gerichtsbarkeit mit der Lösung vom gräflichen Gericht und das Recht zur Bürgermeisterwahl. Schon zu dieser Zeit war die Freiheit mit einer Ringmauer umgeben, in die zwei Tore führten, von denen das zur Ruhr hin gelegene, „Waterporte“ genannte, noch heute unter dem Haus Burgstraße 26, dem Burgmannensitz der Familie von Boele, zu sehen ist.

Noch sechs weitere Burgmannenfamilien besaßen im ausgehenden Mittelalter in der Freiheit Wetter ein Haus. Um die Burg hatte sich auch eine bäuerlich-handwerklich strukturierte Siedlung gebildet, die aber mit der abnehmenden Nutzung der Burg Wetter durch die Herzöge von Kleve-Mark in wirtschaftliche Bedrängnis kam. Zur Hebung der Wirtschaft siedelte der Kurfürst von Brandenburg Messerschmiede aus dem Raum Solingen in Wetter, in Oberwengern und auf dem benachbarten Gut Hülsberg an. Mit der Einrichtung des Kleve-Märkischen Bergamtes 1779 in der Freiheit Wetter bekam der Ort entscheidende Impulse, besonders nachdem Freiherr vom Stein 1784 hier Bergamtsdirektor wurde.

Nach der Verlegung des Bergamtes nach Bochum übernahm 1819 Friedrich Harkort die leerstehenden Gebäude und die Burg Wetter zur Einrichtung einer Mechanischen Werkstätte, den Ursprüngen der heutigen DEMAG, die 2019 ihr 200jähriges Bestehen feierte. Das Bild Alfred Rethels von dieser Anlage, eine der ersten Industriedarstellungen, wurde zu einem Symbol der Frühindustrialisierung in Deutschland.

Durch die starke industrielle Überformung der Freiheit Wetter war eine Sanierung des Areals schon 1920 erwogen worden, sie konnte aber erst 1957 als eine der ersten großflächig angelegten Sanierungsmaßnahmen in der Bundesrepublik begonnen werden. Nach Abschluss der Freiheitsanierung 1986 war aus dem Vorort des deutschen Maschinenbaus eine Freizeit- und Wohnlandschaft entstanden. Durch den Erhalt eines Teils der alten Gebäude bietet sie heute einen malerischen Blick in die Vergangenheit.

Titelbild & Foto: Björn Bosselmann